새로나온 책

일상적 현상으로서의 반달리즘

김남시 2009. 8. 22. 16:04

 

베를린에서 살때는, 집 앞 공중전화 박스나 버스 정류장 유리가 산산히 부서져 있던 것을 적어도 1 주일에 한두번 씩은 경험하던

나로서는 한국에 이런 류의 일상적 반달리즘이 거의 존재하지 않는다는 사실이 그저 신기로울 따름이다.

 

유럽에서 이런 반달리즘의 주체들인 젊은이들이 그를통해 사회적 전망의 부재로 인한 불안과 사회 적응과 경쟁을 강요하는

사회체제에 대한 불만을 드러낸다면, 이들보다 결코 사회적 위치가 덜 불안하지도, 끔찍한 사회적 경쟁에의 강요를 결코

덜 받지도 않는 한국의 젊은이들은 너무나도 사회의 기존 질서에 대해 '온순'하다. 몇년전 남대문 방화사건의 주체가

젊은이가 아닌 노인이었다는 사실을 생각해보면, 한국의 젊은이들이 이렇게 반달리즘으로부터 '면제'되어 있는 건

어쩌면 대학입시를 향해 매진하여야 할 그들에게 공중전화 박스, 버스정류장, 주차장의 비싼 외제차 들을 때려부술

시간과 에너지가 부족하기 때문일지도 모른다.

 

어쨋든 아래의 책은 이러한 반달리즘에 대한 분석과 대책을 내놓는 책이 아니라, 반달리즘에 대한 사회적 대응이 시대를

거치면서 어떻게 변화해왔는지, 그것이 각 사회의 이데올로기와 갖는 관계는 무엇이었는지를 서술하고 있다.

 

동독시절 반달리즘이 "반사회주의적 사상"의 산물로 낙인찍혀, 해당자를 특별 교육원에 보냈을 정도로 엄격하게 반달리즘을

다루었으면서도, 대외적으로는 그를 그저 사소한 젊은이들의 치기라고 언명했다는 사실이나, 서독에서는 그를 가정에서 제대로

아이들을 교육시키지 못하는 일하는 어머니들의 책임으로 돌리려고 했었다는 사실이 흥미롭다.   

 

출처 : http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F468/Doc~E963E1421CEFD44F3A76B7A5654669CCB~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Maren Lorenz: Vandalismus als Alltagsphänomen

Grober Unfug

Von Christine Tauber

 

19. August 2009 Randale im öffentlichen Raum, deren Urheber nur schwer zu fassen sind - dies sind Phänomene, die sich nicht auf unsere heutige spätmoderne Gesellschaft beschränken. Entgegen dem vorherrschenden Trend in den Kunst- und Geschichtswissenschaften, Vandalismus und Ikonoklasmus bevorzugt in denjenigen Fällen zu untersuchen, in denen sie sich gegen Hochkultur richten, möchte Maren Lorenz die Aufmerksamkeit ihrer Leser auf den sogenannten Alltagsvandalismus lenken, den sie in Deutschland von der Frühen Neuzeit bis in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts verfolgt. Dabei beansprucht sie klugerweise nicht, ein gültiges Erklärungsmodell für die Genese dieses historisch allgegenwärtigen Phänomens zu liefern. Sie richtet ihren Blick vielmehr auf die brisante Frage: Was sagt der gesellschaftliche Umgang mit einem Phänomen wie mutwilliger Sachbeschädigung über die Gesellschaft selbst aus?

 

In bester ideologiekritischer Absicht will sie intellektuelle gesellschaftliche „Introspektion im Spiegel anonymer Sachbeschädigung“ als Tiefensonde einsetzen. Eine von Lorenz' Hauptthesen lautet: „Vandalismus eignet sich besonders für normative Konstruktionen.“ Folglich sind es vor allem die juristischen Quellen mit ihren Strafandrohungen und Täterzuschreibungen, die Aufschluss über den jeweils zeitbedingten Umgang mit alltagsvandalistischen Ausschreitungen geben.

 

 

Angriffe auf heikle Zonen

 

Bereits 1484 schrieb ein Gesetz drakonische Strafen für Vandalismus gegenüber der Natur vor: Man solle Gleiches mit Gleichem vergelten und jedem Frevler den „Nabel aus seinem Bauche schneiden und ihn mit demselben an den Baum naihlen, und denselben BaumScheler um den Baum führen, so lang biß ihm sein Gedärme alle aus dem Bauch gewonnen seyndt“. Die Aufklärung mit ihrem pädagogischen Optimismus milderte solche Rache-Exzesse und setzte stärker auf den pragmatischen Einsatz zerstörungsresistenter Materialien, auf patriotische Erziehung und Volksbildung in Verbindung mit der Hoffnung auf eine sittlich-läuternde Wirkung von Kunst.

 

Obrigkeitliche Ursachenforschung gegenüber dem Alltagsvandalismus war in den seltensten Fällen objektiv-analytisch, sondern zumeist geprägt von Projektionen und Befindlichkeiten einer Gesellschaft, die sich in ihren potentiellen Schwachpunkten bedroht sah und damit Befürchtungen von Instabilität und Angriffsmöglichkeiten nach außen kehrte.

 

Dies manifestierte sich spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts in der Konstruktion einer anonymen Kollektivtäterschaft: Es ist ab jetzt „die“ - zumeist männliche, in Rudeln auftretende, häufig unter- oder unbeschäftigte, pubertierende und gerne alkoholisierte - Jugend mit ihrem für das Establishment wie für die Vätergeneration in toto bedrohlichen Aggressions- und Kräftepotential, die bevorzugt als Tätergruppe identifiziert wird: „,Grober Unfug' wurde zum entwicklungsspezifischen Jugenddelikt naturalisiert und damit politisch bedeutungslos; Erwachsene wurden als Täter nicht einmal mehr in Erwägung gezogen.“ Von Anfang an nahm vor allem der anständige Bürger Anstoß an dieser juvenilen Bedrohung seiner geordneten und geregelten Lebenswelt.

 

Die Karriere des Rowdys

 

Diese autoritative Täterzuschreibung wurde flankiert von verschiedenen „Argumenten“ unterschiedlichster Dignität: Neben der sozialen Stigmatisierung des Vandalismus als eines Unterschichtenphänomens findet man den eher harmlosen Hinweis auf ein mangelndes sinnvolles Freizeitangebot, das dazu angetan wäre, die tatenlos herumlungernden Jugendlichen von der Straße zu holen. Bereits das 18. Jahrhundert hatte in dieser Hinsicht die Einrichtung „ordentlicher Spielplätze“ gefordert, um das natürliche Bewegungspotential der Jugend zu kanalisieren. Und gesunde und sinnvolle Arbeit an der frischen Luft, wie zum Beispiel beim Gärtnern, sollte der vermeintlichen Krankhaftigkeit der vandalistischen Auswüchse Einhalt gebieten. Damit aber war der erste Schritt zur späteren Pathologisierung des Phänomens getan.

 

Die DDR nutzte für ihre jugendlichen Täter den griffigen und damit leicht zu operationalisierenden Begriff des „Rowdys“. Dieser war nicht nur ideologisch vom Westen unterminiert und dadurch zu Sabotage und Staatszersetzung angetrieben, sondern auch durch aggressionsstiftende Rock-Musik stimuliert.

 

Was es im Sozialismus nicht geben durfte

 

Dem Vandalismus als „Ausdruck antisozialistischer Gesinnung“ wurde durch die Kontrolle der Freizeit (FDJ), in schwereren Fällen durch Zwangserziehung in Jugendwerkhöfen begegnet. Gleichzeitig war das DDR-Regime jedoch in seiner Außendarstellung bemüht, den Vandalismus als jugendliche Bagatelle herunterzuspielen, um den Ruf der heilen sozialistischen Welt nicht zu gefährden. In der frühen Bundesrepublik wurde ein weiteres Ideologem in die Jugend-Debatte eingeführt, indem man insbesondere Schlüsselkinder im Moloch Großstadt als potentielle Vandalen identifizierte. Die Perfidie dieser Zuschreibung bestand darin, berufstätige Mütter als die eigentlichen Schuldigen abzustempeln, vernachlässigten sie doch zugunsten einer unzulässig-egoistischen Selbstfindung ihren genuinen Erziehungsauftrag in den häufig vaterlosen Nachkriegsfamilien.

 

Dies sind nur einige der hochìnteressanten Details, die man Maren Lorenz' klein und bescheiden daherkommendem Bändchen entnehmen kann: Es ist derart randvoll mit Material und anregenden Ideen, dass man sich eine umfassendere Behandlung dieses brisanten Themas aus der prägnant formulierenden und bisweilen erfreulich spitzen Feder der Autorin wünschen würde.

Maren Lorenz: „Vandalismus als Alltagsphänomen“. Hamburger Edition, Hamburg 2009. 158 S., geb., 12,- €.



Buchtitel: Vandalismus als Alltagsphänomen
Buchautor: Lorenz, Maren