새로나온 책

박물관의 시조 Wuderkammer

김남시 2009. 8. 13. 09:08

Gabriele Beßler: Wunderkammern

Im Kirschkern soll die Welt sich spiegeln

Von Ulla Fölsing

30. Juli 2009 

 

Herzog Albrecht V. hatte eine, Kaiser Karl Rudolf II. ebenso und auch August der Starke: In ihren überbordenden Wunderkammern horteten die hohen Herren, wenig später auch solvente Bürger zum Beweis von Status und Bildung allerlei Rares, Kostbares und Kurioses – Silber- und Goldschmiedearbeiten mit Korallen, Perlen und Bergkristallen, dazu Elfenbeinschnitzereien, Haifischzähne, Nautiluspokale und Straußeneier. Gern auch Fossilien, Exotica und Orientalia, Bücher über Alchimie, wissenschaftliche Instrumente, Spielautomaten, Astrolabien und gelegentlich beschnitzte Kirschkerne oder andere Miniaturen.

Im Bemühen, die göttliche Ordnung der Welt möglichst anschaulich und komplett im Kleinformat zu zeigen, unterschieden die emsigen Sammler nicht zwischen Naturalien und Artefakten, Herkunft und Bestimmung, solange die Objekte beim Betrachten nur sattsam in Staunen oder Schauder versetzten. Ihre bunte Mixtur aus Kunst, Handwerk und Natur, Folklore und Technik gilt wissenschaftsgeschichtlich als bedeutsamer Vorläufer heutiger Museen.

Sammlungsräume als Mikrokosmen

 

Wie sich das vornehmlich enzyklopädische Verständnis der Welt in den Wunderkammern, Schausammlungen und Kuriositätenkabinetten der Spätrenaissance und des Barocks bis zur Kunst der Gegenwart darstellte und in Modellen formierte, untersucht Gabriele Beßler in einem weit ausholenden Buch mit vielen schönen Abbildungen. An der nebulösen Bedeutungsvielfalt von Wunderkammern interessiert die Kunsthistorikerin und Kuratorin vor allem die Frage, welche Rolle der Raum und die Erfindung des perspektivischen Sehens beim damaligen Versuch spielte, einzelne Gegenstände aus Kunst und Natur miteinander geordnet in Kabinetten, Schränken oder Kästen zu inszenieren.

 

Auf ihrer Spurensuche beschreibt Beßler minuziös und detailreich die disparaten Kollektionen historischer Wunderkammern als „Sammlungsräume bzw. Mikrokosmen, die vor allem auch das räumliche Sehen selbst thematisierten, in illusionistisch gemalten Räumen, durch dreidimensionale Modelle, mit beweglichen Spiegeln oder in Perspektivkästen“. Erhalten oder rekonstruiert sind solche Anordnungen beispielsweise in Wunderkammern, Naturalienkabinetten oder „Studiolos“ im oberitalienischen Urbino und Mantua sowie in Dresden und Halle, Stuttgart, Kassel, Landshut, Ulm und Braunschweig. Erstaunlich nahe kommen der alten Tradition nachempfundene Installationen und Environments des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts, wie sie sich etwa Marcel Duchamp 1938 mit seiner berühmten „bôite-en-valise“ und später Claes Oldenburg, Joseph Cornell, Joseph Beuys, Andrea Zittel oder Olafur Eliasson in der Kenntnis historischer Wunderkammern mehr oder weniger persiflierend einfallen ließen.

 

Als jüngstes künstlerisches Experiment solcher Art führt Beßler das von ihr selbst kuratierte Stuttgarter Galerie-Projekt „KunstRaum Wunderkammer“ vor. Zwischen 2003 und 2007 entwarfen dort zeitgenössische Künstler auf dreizehn Quadratmeter verspiegelter Ladenfläche verschiedenste Mikrokosmen. Gemeinsam war diesen „Spiegelblicken“ die Banalität der eingefangenen Realität. In Erinnerung unter den dreißig Einzelwerken bleibt Fabian Baurs witzige Bücherkapelle mit integriertem Monitor, ebenso die bizarre Menagerie von Präparatzylindern des Künstler-Duos Nils Tofahrn und Ralf Drolshagen unter dem kuscheligen Titel „Oh Heimat, liebe Heimat“, aber auch das Gemeinschaftsopus von objets trouvés der zehn Neo-Dadaisten aus Daniel Spoerris Kölner Werkkunstschulklasse.

 

Die Stuttgarter Erfahrung zeigt, dass das alte Erfolgsrezept der Wunderkammern von Verblüffung und Staunen, das mit der Aufklärung außer Mode geriet, selbst in der reizüberfluteten Welt unserer Tage neue Seherfahrungen beschert. „Mag sein“, so Beßler, „dass den zunehmend durch Internet und Virtualität reglementierten Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts der Sinn nach realen Bildern und haptisch greifbaren Dingen steht, die möglicherweise eher noch durch ihre machtvolle Unmittelbarkeit bestechen und erst in zweiter Linie in ihrer Merkwürdigkeit auffallen.“ Tatsächlich macht der künstlerische Ansatz bei historischen Wunderkammern inzwischen die Welt im Kabinett neuerlich als ästhetische Erfahrung interessant. Man versteht den Rat der Autorin an Museumsleute und Ausstellungskuratoren, vom Prinzip der alten Wunderkammern zu lernen.

 

Gabriele Beßler: „Wunderkammern“. Weltmodelle von der Renaissance bis zur Kunst der Gegenwart. Reimer Verlag, Berlin 2009. 251 S., 55 Farb- u. 92 S/W-Abb., geb., 39,- €.

 

인터넷을 비롯한 가상 문화에 익숙해있는 오늘날의 사람들이 실제 사물들과 손으로 붙잡을 수 있는 진귀한 물건들의 수집품, 이 Wunderkammer의 전통에 관심을 갖게된다는 지적은 새겨둘 만 하다.

 

Wunderkammer에 수집해 놓았던 수많은 진귀하고 괴상한 물건들은 근대 이후와는 다른 수집과 분류의 체계에 의해 '정돈'되어 있었다. 거기서 작동하던 분류의 원리는 '자연물/인공물', '기원과 발생', 혹은 시간적 순서 등이 결코 아니다.

 

출처 :

http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F468/Doc~E428716A1A5B043D2AFC243270B9CF9E3~ATpl~Ecommon~Scontent.html